Raumplanung vs. Regionalplanung - was ist der Unterschied?

Geographen und Studierende anderer raumbezogener Wissenschaften lernen vom ersten Semester an, was Raum bedeutet und wie er mit den ihn umgebenden Systemen, Faktoren und Gegebenheiten zusammenhängt.

Raumplanung vs. Regionalplanung - was ist der Unterschied?

Geographen und Studierende anderer raumbezogener Wissenschaften lernen vom ersten Semester an, was Raum bedeutet und wie er mit den ihn umgebenden Systemen, Faktoren und Gegebenheiten zusammenhängt. Dennoch ist das Kaleidoskop an raumbezogenen Begriffen recht verwirrend - Grund genug, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

In diesem Artikel erfährst du nicht nur, was die Begriffe Raumplanung und Regionalplanung bedeuten, sondern auch, was diese beiden Disziplinen unterscheidet. Ob für dein Studium, deine Karriereplanung oder deine Jobsuche - das liegt ganz bei dir.

In der Zwischenzeit lohnt sich ein Blick auf GoGeoGo, der Plattform für Grüne-, Planungs- und Geoberufe.

Inhaltsverzeichnis

Was versteht man unter Raumplanung?

Raumplanung ist nicht nur durch ihren Raumbezug interdisziplinär, sondern auch durch ihre Positionierung an der Schnittstelle von Sozial-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Sie befasst sich mit allen Aspekten des Lebens und Arbeitens des Menschen und den entsprechenden Wechselwirkungen mit seiner Umwelt. Dabei bezieht sich die Raumplanung auf mehrere räumliche Ebenen:

  • Mikroebene (z. B. Wohnumfeld, Biotope, etc.)
  • Größere Mikroebene (z.B. Wohnquartier, Stadtteil, etc.)
  • Stadtebene (siehe Stadtplanung)
  • Regionalebene
  • Landes und Bundesebene
  • Europäische/internationale Ebene

Das bedeutet, dass man aus diesen unterschiedlichen räumlichen Perspektiven auf die jeweilige Fragestellung blicken kann, sei es das Thema Wohnen, wirtschaftliche Überlegungen oder Klimaschutz - und es gibt keine richtige oder falsche Ebene, denn alle haben ihre Vor- und Nachteile.

Die zentrale Existenzberechtigung der Raumplanung ergibt sich dabei aus der Notwendigkeit, die Auswirkungen von Vorhaben, Konflikte bis hin zu Chancen auf den verschiedenen Ebenen zu analysieren und daraus Handlungsempfehlungen oder strategische Überlegungen abzuleiten und dabei möglichst zukunftsorientiert und nachhaltig vorzugehen. Dabei können im weiteren Sinne auch Gerechtigkeitsfragen thematisiert werden.

Der Raumplanung kommt damit eine entscheidende Rolle für viele hochrelevante Themen zu, z.B. für:

  • Herausforderungen des demografischen Wandels
  • Gesetzgebung zu migrationstechnischen Fragen
  • Zukunftsgerichtete Gestaltung von Infrastruktur und Verkehrsplanung
  • Auswirkungen der Energiewende auf den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft
  • Anpassungsbemühungen bezüglich umwelttechnischer Risiken und Klimawandelauswirkungen
Bild einer typischen Berliner U-Bahn in Gelb
Was sind die Aufgaben eines Raumplaners?

Was macht man als Raumplaner?

In der Raumplanung gibt es keine fixe Jobbeschreibung. Ganz im Gegenteil, es gibt wenige Jobs, die von einer solchen Vielseitigkeit geprägt sind, beispielsweise:

Analyse und Planung

  • Analyse der Bedarfslage und des Entwicklungspotenzials von Regionen.
  • Erstellung von Entwicklungskonzepten für Ballungsräume, Industrie- und Naturschutzgebiete.
  • Erstellung von Raumstudien als Grundlage für Planungsvorhaben.
  • Erarbeitung von strategischen Leitlinien für die nachhaltige Raumentwicklung.

Infrastrukturentwicklung

  • Planung und Ausbau von Verkehrswegen (Straßen, Schienen, Radwege).
  • Entwicklung von Konzepten für Strom- und Energieversorgung.
  • Standortplanung für Betriebsniederlassungen, Industriegebiete und Gewerbeparks.
  • Planung von Freizeit- und Tourismuseinrichtungen wie Freizeitparks und Hotelanlagen.

Nachhaltigkeit und Umwelt

  • Schutz und Entwicklung von Naturschutzgebieten und Landschaften.
  • Integration von klimafreundlichen und umweltschonenden Maßnahmen in die Planung.
  • Förderung von erneuerbaren Energien und nachhaltiger Mobilität.

Stadt- und Regionalentwicklung

  • Gestaltung und Modernisierung von urbanen Räumen und Stadtzentren.
  • Förderung der regionalen wirtschaftlichen Entwicklung.
  • Planung und Förderung von ländlicher Infrastruktur und Dorfentwicklung.
  • Integration sozialer und kultureller Aspekte in die Planung von Lebensräumen.

Koordination und Zusammenarbeit

  • Zusammenarbeit mit Architekt*innen, Verkehrstechniker*innen und Umwelttechniker*innen.
  • Austausch mit Behörden, Politik und öffentlichen Institutionen.
  • Einbindung der Bürger*innen in den Planungsprozess durch Workshops und Beteiligungsformate.

Rechtliche und politische Aspekte

  • Beachtung und Einhaltung von Raumordnungsplänen und gesetzlichen Vorgaben.
  • Vorbereitung und Mitwirkung an Genehmigungsverfahren.
  • Beratung von Gemeinden und Städten in Fragen der kommunalen Raumplanung.

Innovative Planungstechniken

  • Einsatz von GIS (Geoinformationssystemen) und digitalen Planungstools.
  • Anwendung von datenbasierten Prognosen und Modellen zur Raum- und Infrastrukturentwicklung.
  • Integration von Smart City-Konzepten und digitalen Technologien in die Planung.

Projektmanagement

  • Organisation und Leitung von Planungsprojekten.
  • Budgetierung und Überwachung von Investitionen in Infrastrukturprojekte.
  • Bewertung von Projekten nach wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Kriterien.

Kommunikation und Vermittlung

  • Präsentation von Konzepten und Projekten in Bürgerforen und Fachausschüssen.
  • Erstellung von Berichten, Studien und Visualisierungen zur Veranschaulichung von Planungen.
  • Vermittlung zwischen unterschiedlichen Interessen von Bürger*innen, Wirtschaft und Politik.

Was versteht man unter Regionalplanung?

Im Vergleich zur Raumordnung nimmt die Regionalplanung eine administrative und in ihrer Zielausrichtung fixierte Perspektive ein. Sie vermittelt zwischen der staatlichen Landesplanung, in Deutschland also der Ebene der Bundesländer, und der kommunalen Planungsebene. Dabei ist sie weniger fachlich, d.h. auf Sachthemen wie Infrastruktur oder Umweltschutz ausgerichtet, sondern eher kommunikativ vermittelnd.

Denn die Kommunen und Gemeinden arbeiten weitgehend hoheitlich unabhängig. Wenn also ein Bundesland eine strategische Weichenstellung vornimmt, ist es Aufgabe der Regionalplanung, alle Interessen aufeinander abzustimmen und für eine einheitliche räumliche und strukturelle Ordnung zu sorgen.

Damit kommt der Regionalplanung für die mittel- und langfristige Entwicklung auf regionaler Ebene eine herausragende Bedeutung zu, denn sie muss sowohl kurzfristige Konflikte lösen als auch langfristig zum Teil gegenläufige Interessen in Einklang bringen.

Zentrales Medium hierfür ist der sogenannte Regionalplan. In ihm werden langfristige Ziele für die Entwicklung des jeweiligen Raumes festgelegt, die zuvor mit den betroffenen Regionen und Akteuren abgestimmt wurden. Ein solcher Beteiligungsprozess kann sehr langwierig, umfangreich und auch kostenintensiv sein.

In Nordrhein-Westfalen gibt es beispielsweise sechs verschiedene Regionalplanungsregionen:

  • Arnsberg
  • Detmold
  • Düsseldorf
  • Köln
  • Münster 
  • Regionalverbandes Ruhr
Nahaufnahme von Menschen, die sich auf einer Konferenz Notizen machen
Bürgerforen gehören ebenfalls zum Arbeitsspektrum in der Regionalplanung

Was macht man als Regionalplaner?

Auch die Tätigkeiten in der Regionalplanung sind unglaublich divers. Hier gleicht kein Tag dem anderen und es gibt auch kaum Schablonen, die eine stets standardisierte Vorgehensweise erlauben würden.

Vermittlung zwischen Planungsebenen

  • Sicherstellung der Kohärenz zwischen Landesplanung und kommunalen Planungen.
  • Übersetzung strategischer Vorgaben des Bundeslandes in regionale Maßnahmen.

Erstellung und Fortschreibung des Regionalplans

  • Definition von Nutzungszonen, z. B. für Wohn-, Gewerbe- und Naturschutzflächen.
  • Festlegung von langfristigen Entwicklungszielen und Prioritäten für die Region.

Moderation und Beteiligung

  • Organisation und Leitung von Beteiligungsprozessen mit Gemeinden, Bürger*innen und Unternehmen.
  • Entwicklung von Partizipationsformaten, um Akzeptanz und Mitwirkung zu fördern.

Konfliktmanagement

  • Vermittlung und Lösung von Konflikten zwischen unterschiedlichen Interessensgruppen (z. B. Naturschutz vs. Industrie).
  • Entwicklung von Kompromissstrategien bei widersprüchlichen regionalen Anforderungen.

Beratung und Unterstützung der Kommunen

  • Fachliche und organisatorische Unterstützung von Gemeinden bei der Anpassung an regionale Vorgaben.
  • Bereitstellung von Planungsgrundlagen und Datenauswertungen.

Langfristige Entwicklungsszenarien

  • Erstellung von Zukunftsszenarien für eine nachhaltige und resiliente regionale Entwicklung.
  • Berücksichtigung von demografischen, wirtschaftlichen und ökologischen Trends.

Koordination regionaler Entwicklungsprojekte

  • Steuerung von Pilotprojekten, z. B. zur nachhaltigen Mobilität oder erneuerbaren Energien.
  • Vernetzung von Kommunen und Akteuren in regionalen Kooperationsprojekten.

Monitoring und Evaluation

  • Überwachung der Umsetzung des Regionalplans und Bewertung der Ergebnisse.
  • Anpassung der Planung an veränderte Rahmenbedingungen und neue Herausforderungen.

Raumplanung oder Regionalplanung?

Raumplanung und Regionalplanung sind thematisch und disziplinär eng miteinander verbunden - in der konkreten Arbeit jedoch sehr unterschiedlich. Die Raumplanung ist näher an der operativen Arbeit - die Regionalplanung hat eine eher koordinierende und abstimmende Rolle.

Welche der beiden Disziplinen eher zu einem passt, muss man natürlich selbst herausfinden. Folgende Überlegungen können dabei helfen:

  1. Studium

Raumplanung kann auf Bachelor- und Masterniveau studiert werden. Meistens wird Raumplanung zusammen mit Stadtplanung als Studium angeboten. Du kannst aber auch zum Beispiel Geographie studieren und dich darauf spezialisieren. Viele Studierende kommen auch aus den Ingenieurwissenschaften zur Raum- und Regionalplanung, beispielsweise als Vermessungsingenieure.

  1. Gehalt

In beiden Disziplinen kannst du mit guten bis überdurchschnittlichen Gehältern rechnen - vor allem, wenn du Ingenieurwissenschaften studiert hast. Generell kannst du mit einem Master ein höheres Gehalt erwarten, aber vergiss nicht, dass Berufserfahrung auch wichtig ist!

  1. Karriereaussichten

Wenn du für den Staat arbeiten möchtest, ist die Regionalplanung eine gute Wahl. Hier kannst du zum Beispiel auch für Planungsbüros arbeiten oder dich vielleicht sogar eines Tages mit einer guten Idee selbstständig machen?

Bild von Windturbinen in einer grünen Landschaft
Ob Raum- oder Regionalplanung - beides ermöglicht dir, aktiv die Zukunft zu gestalten

Fazit Raum- und Regionalplanung

Auch wenn Raumplanung und Regionalplanung eng miteinander verwandt sind - es gibt doch Unterschiede. Wir hoffen, dass du nun einen besseren Eindruck davon bekommen hast, was die beiden Disziplinen voneinander unterscheidet - vielleicht hilft dir das ja bei deiner nächsten Jobsuche - zum Beispiel bei GoGeoGo!

FAQs 

Sind Raumplaner Ingenieure?

Raumplaner müssen nicht unbedingt Ingenieure sein - Raumplaner kann man auch mit einem Geographie- oder Raumplanungsstudium werden. Es gibt aber auch viele Ingenieure, die sich später für eine Karriere in der Raumplanung entscheiden.

Wie viel verdient man als Regionalplaner?

Durchschnittlich kann man als Regionalplaner*in in Deutschland mit einem Gehalt zwischen 40.000 und 60.000 Euro rechnen - je nach Ausbildung, Berufserfahrung und Bundesland.

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